Der 30. Januar 1933: Von Konservativen belabert kürt der vergreiste Antidemokrat Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler – und stößt damit, wie unzählige Zeitgenoss:innen seit Monaten warnten, das Tor zur Hölle auf.
Es folgt der größte Braindrain der deutschen Geschichte: Dutzende Autor:innen, Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Philosoph:innen, Filmschaffende etc. packen ihre Koffer und verlassen in den folgenden Monaten das Deutsche Reich. In Diktaturen ist heute wie damals kein Platz für kritische Köpfe, clevere Kunst und Menschen mit Herz. So flohen sie, um den Schlägern und der Vernichtungsmaschinerie des NS-Regimes zu entgehen. Doch viele schrieben weiter – die einen fernab ihrer deutschen Heimat, die die Nazis nun in Propaganda, Rassenhass und Kriegslust ertränkten; die anderen im Geheimen, mit der ständigen Angst, ein deutliches Wort zu viel zu schreiben.
Viel Freude mit diesen großartigen Texten, die unter den bittersten Umständen entstehen konnten!
Mascha Kaléko: „Kaddisch“ / „Emigrantenmonolog“. Aus Jutta Rosenkranz (Hg.): Mascha Kaléko. Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden. © dtv, München 2012.
Drei Jahre »Laberfach«! 🥳 🎂 🎉
Wie jedes Jahr feiern wir mit einer Bonus-Folge, in der es nur um eure Fragen und Themen geht. Gehört »Feuchtgebiete« in den Unterricht? Wie schafft man es, mehr zu lesen? Und wie würde eigentlich die Laberfach-Crew heute im Abi abschneiden?
Auf viele weitere Jahre mit euch großartigen Hörer:innen! 🍻 💚
London im Jahr 18XX. Im Laternenschein einer nebeldurchfluteten Seitenstraße zerschmettert ein garstiger Wicht irre lachend einem angesehenen Minister den Schädel. Für den Anwalt Mr. Utterson liegt der Fall der auf der Hand: Der Mörder muss der mysteriöse neue Schützling seines Jugendfreundes Dr. Jekyll sein. Oder steckt noch mehr dahinter?
Die Novelle »The strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde« hat wenig mit den Film- und Comic-Adaptionen gemeinsam, die man heute kennt. Umso spannender war es für uns, in die schwarze Romantik des viktorianischen Englands abzutauchen. Was haben die Gentlemen um Mr. Utterson mit Esoterik, Homophobie und Sigmund Freud zu tun? Und was passiert eigentlich genau in der dunklen Villa Dr. Jekylls?
Setzt Tee auf und richtet das Monokel! Es wird düster…
»Eselshure, Schlitzi, Nachgeburt der Hölle!«
Karen Köhlers »Miroloi« schont die Leser*innen wirklich nicht: Mit der ausgelieferten Ich-Erzählerin Alina in der Parallelwelt eines verbiesterten Insel-Dorfes gefangen, spült einem Frauenhass, Gewalt, religiöser Fundamentalismus, Kindesmissbrauch und ein dunkles Dorf-Geheimnis nach dem anderen entgegen. Erst als Alina insgeheim Lesen lernt – für Frauen streng verboten – beginnt sie, die Mächtigen im Dorf zu hinterfragen. Zu spät?
Vielen Dank an den Hanser-Verlag, den angeschlossenen Hörbuch-Verlag und die Autorin selbst, die uns alle das Okay für die Lesestücke innerhalb der Folge gegeben haben!
Das Hörbuch »Miroloi« von Karen Köhler ist bei tacheles!/ROOF Music (roofmusic.de) erschienen, die Buch-Ausgabe im Hanser-Verlag ( (c) Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München).
Auf der Rückseite von Robert Seethalers »Der Trafikant« wird dessen »unerklärliche Leichtigkeit des Schreibens« gelobt – bei einem Roman über die Nazi-Zeit. Das schien auch uns schwerlich zusammenzupassen, machte das Lesen aber umso spannender:
Protagonist Franz Huchel erlebt den sog. Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland in Wien live mit. Dennoch bleibt der politische Umschwung für ihn lange Zeit kaum greifbar, zumal ihm das Zeitungslesen schwerfällt und er eigentlich nur Augen für die mysteriöse Anezka hat. Ob Sigmund Freud ihm helfen kann?
Wir wünschen allen Schüler:innen, die bald ggf. über dieses Werk ihre Abitur-Prüfung schreiben, von Herzen viel Erfolg!